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Die USA spielen nur noch auf Zeit

15.02.2024  |  Matt Piepenburg
Ende Dezember veröffentlichte ich einen Jahresendbericht über die Themen von 2023 und ihre Auswirkungen auf das kommende Jahr. Ich wiederholte meine Behauptung, dass es die Schuldenmärkte und die Schuldenstände sind, die die zukünftigen Entwicklungen in den Bereichen US-Notenbankpolitik, Währungs- und Zinsmärkte und "Gold-Endgame" recht absehbar vorzeichneten. Klar ist auch: Wenn sich die Fakten ändern, ändern sich die Meinungen.

Allerdings verschlimmert sich die Faktenlage zusehends, was nur bedeutet, dass sich heute – nach Ablauf des ersten Monats des Jahres – meine Ende 2023 geäußerten Meinungen nur noch erhärtet haben. Damals wie heute tendieren die überschuldeten USA zu politischen Entscheidungen, die die Währung des Landes schwächen, seine Mittelklasse verwunden und seine falschen Idole (und falschen Märkte) mit noch größerer Alternativlosigkeit belohnen.

Insbesondere einige Fakten jüngeren Datums (siehe unten) unterstützen meine ansonsten traurige Überzeugung, dass die US-amerikanische Wirtschaft (nicht zu verwechseln mit den notenbankgestützten Aktienmärkten) praktisch schon mit einem Bein im Grab steht und Zeit schindet.


Die jüngsten Verrücktheiten der CBO

Vor fast genau einem Jahr schüttelte ich meinen Kopf und rieb mir die Augen, als die Congressional Budget Office (ungefähr: parlamentarische Behörde für Haushaltsangelegenheiten der USA) für das 1. Quartal 2023 ein Bundeshaushaltsdefizit von atemberaubenden 422 Mrd. $ ankündigte. Recht viel Kreditbedarf für eine so kurze Zeit….

Seltsamerweise störte mich das Anfang 2023, weil ich immer noch der eigenartigen Annahme war, dass Schulden, und somit Defizite, tatsächlich wichtig wären. Heute, im Januar 2024, hat die CBO gerade ein Bundeshaushaltsdefizit von 509 Mrd. $ für das 1. Quartal 2024 angekündigt. Leute: Auf’s Jahr hochgerechnet reden wir dabei unterm Strich von 2,2 Billionen US$!

Bitte: Lesen Sie den letzten Satz noch einmal.


Mal nachgerechnet: Washington minderbemittelt

In jenen 12 Monaten stieg das US-Steueraufkommen tatsächlich um 8%, allerdings stiegen auch die Auslagen (also Ausgaben) um 12%, was im Grunde nur die mathematische Form ist, um zu sagen, dass sich entweder 1.) Uncle Sam wie bekloppt verschuldet oder ich 2.) bei so viel Unvernunft langsam den Verstand verliere.

Doch wie es scheint, bin ich nicht der einzige, der laut ausspricht, was man sich in Washington nicht gegenseitig eingesteht, nämlich: Die USA stecken jetzt in einer Schuldenspirale fest – offensichtlich ungebremst.

Uncle Sams peinlicher Kneipendeckel der Schulden füllt sich aktuell deutlich schneller als sein BIP, womit sich auch das Defizit-BIP-Verhältnis in Richtung 8% und höher verschiebt. Wir haben also nie dagewesene Verhältnisse, abgesehen von der GFK des Jahres 2008 und der "COVID"-Krise (d.h. versteckte Anleihekrise) des Jahres 2020.


Von der Schuldenspirale zu Super-QE

Wenn mich meine jüngste Erinnerung nicht trügt, folgten auf diese peinlichen Jahre (und Verhältnisse) exorbitante quantitative Lockerungen, begleitet von der kontinuierlich weitergesponnenen Fantasie, dass sich jedes Schuldenproblem durch billionenfach aus dem Nichts herbeigeklickte Fiat-Dollars lösen ließe.

Und auch dieses Mal wird es wahrscheinlich nicht anders kommen, wie ich und andere, so auch Luke Gromen, Woche für Woche und Monat für Monat anmahnen. Solche Warnungen, deren Eintreten NIEMAND passgenau prognostizieren kann, sind nicht bloße "Meinungen" und kommen ganz ohne Kristallkugel oder sensationsheischendes Rätselraten aus. Man benötigt dafür nur einen Taschenrechner und ein grundlegendes Geschichtsverständnis.


Simple Rechenaufgaben

Zum Thema grundlegende Rechenaufgaben: Eigene Meinungen kann man haben, eigene Fakten aber nicht; und die Fakten (also die Mathematik) sagen uns, dass die Kosten des Schuldendienstes unter den aktuellen Bedingungen 16 % der Steuereinnahmen des Bundes ausmachen.

Auch hier wieder: Bitte lesen Sie den letzten Satz erneut. Er ist wichtig, weil…. weil Schulden Nationen zerstören.

Und auch hier stehe ich nicht allein mit dieser nüchternen Betrachtungsweise. Selbst Aley Harfouche, früherer Goldman-Sach-Chef der Handelsabteilung für den Euroblock, warnte, dass derart entsetzliche Verschuldungskennzahlen sowohl "furchtbare" als auch "lähmende" Auswirkungen auf die Schuldenbelastbarkeit der US-Ökonomie hätten. Und das bedeutet: Wir alle (müssten) wissen, was als Nächstes kommt.


Muster des Blödsinns

Auch 2024 beobachten wir ein Muster, das wir schon aus 2008 und 2020 kennen, nämlich den unweigerlichen Übergang von Zinserhöhungen und Pausen zu Zinssatzsenkungen – und einen unweigerlichen Übergang von quantitativen Straffungen (QT) zu quantitativen Lockerungen (QE). Warum unweigerlich?

Weil Blödsinn gepaart mit einem Machtwillen, der Nietzsche vor Scham erröten ließe, das Charakteristikum aller mathematikunkundigen aber ego-versierten politischen Entscheidungsträger ist, die Wiederwahlen oder den Nobelpreis in Wirtschaftswissenschaften (Fiktion?) anstreben.

Folglich werden politische Entscheidungsträger, insbesondere in einem Wahljahr, keine Ausgaben kürzen; sie werden diese erhöhen, um manipulativ an das pawlowsche Wahlmuster der leichtgläubigen Massen zu appellieren, das sich mit übermäßigen politischen Versprechen, jedoch grotesk unterdurchschnittlichen Ergebnissen über die Generationen hinweg herausgebildet hat.

Diese politische Unfähigkeit zur Ausgabenkürzung macht eine US-Schuldenspirale (und somit exorbitantes QE) so vorhersehbar wie einen Sieg der NY Yankees über mein Baseball-Team aus High-School-Zeiten.



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