Jesse Colombo: Was treibt Gold auf Allzeithochs?

Wie alle Blasen platzen auch die Immobilien- und Aktienmarktblasen in China im vergangenen Jahr und verursachten Verluste in Höhe von mindestens Hunderten von Milliarden Dollar - davon allein 100 Milliarden Dollar bei den Immobilienmagnaten des Landes. In dem Maße, wie das Vertrauen in die chinesische Wirtschaft und die Finanzmärkte sinkt, wenden sich die Anleger dem alten Klassiker zu, dem Gold, das in China seit Jahrtausenden als hervorragender Wertaufbewahrer in guten wie in schlechten Zeiten gilt.

Wenn komplexe Finanzsysteme und -produkte versagen, wie es derzeit in China der Fall ist, schätzen Sparer und Anleger die Einfachheit und Unkompliziertheit von physischem Gold. Wie der berühmte Finanzier J. P. Morgan einmal sagte: "Gold ist Geld. Alles andere ist Kredit."

Nach Angaben des World Gold Council stieg die Verbrauchernachfrage nach Gold in China im Jahr 2023 um stolze 16%, während die Nachfrage nach Goldbarren und -münzen um noch beeindruckendere 27% zunahm. Der Goldeinzelhandel in China wird von der jüngeren Generation dominiert, die sich mit einem schwierigen Arbeitsmarkt konfrontiert sieht und vom unerschwinglichen Wohnungsmarkt des Landes weitgehend ausgeschlossen ist, aber physisches Gold als erschwinglich ansieht - selbst wenn dies bedeutet, dass sie nur kleine Mengen davon kaufen kann, wenn es die finanziellen Mittel erlauben.

Eines der beliebtesten Goldbullionprodukte unter jungen Chinesen sind Goldbohnen, die nur ein Gramm wiegen und etwa 600 Yuan (83 USD) kosten.


Wie die Inflation zum jüngsten Anstieg des Goldpreises beiträgt

Ein weiterer wichtiger Faktor für den jüngsten Anstieg des Goldpreises ist die hartnäckig hohe Inflation, die sich nicht so schnell abschwächt, wie Volkswirtschaftler gehofft hatten, und stattdessen kurz vor einem Wiederanstieg stehen könnte. Gold gilt traditionell als Absicherung gegen die Inflation und ist sehr geschickt darin, steigende künftige Inflationsraten zu erschnüffeln. Die jährliche Inflationsrate in den USA - gemessen an den persönlichen Konsumausgaben - stieg im Februar um 2,5%, was die Händler dazu veranlasste, ihre Erwartungen hinsichtlich einer Senkung der Federal Funds Rate in diesem Jahr etwas zurückzuschrauben.

Obwohl die Inflation in den USA nach wie vor hoch ist, gibt es gute Gründe für die Annahme, dass die US-Notenbank ihre Pläne für eine Zinssenkung in diesem Jahr weiterverfolgen wird, was sich positiv auf den Goldpreis auswirken dürfte. Michael Widmer, Rohstoffstratege bei der Bank of America, meint dazu: "Der Markt interpretiert, dass die Fed bereit ist, eine höhere Inflation zuzulassen, wenn sie die Zinsen senkt." Besonders zu beachten ist der starke Anstieg der Rohstoffpreise im letzten Monat, der wahrscheinlich ein Hinweis auf höhere Inflationsraten in der Zukunft ist:




Auch Rohöl hat sich in den letzten Wochen um 10% verteuert:




Die US-Großhandelspreise für Benzin sind in den letzten zwei Monaten um etwa 30% gestiegen und sind einer der psychologisch wichtigsten und sichtbarsten Indikatoren für die Inflation in den Köpfen der täglichen Verbraucher:




Gold profitiert von politischer Ungewissheit

Gold ist nicht nur eine Absicherung gegen Inflation, sondern auch gegen wirtschaftliche und politische Unsicherheiten. Im Jahr 2024 werden in mehr als 60 Ländern nationale Wahlen abgehalten, was es zu einem der aktivsten globalen Wahljahre seit langem macht und ihm den Beinamen "Das Superwahljahr" einbrachte. Die Vereinigten Staaten, Mexiko, Indien und Indonesien sind nur einige der Länder, die in diesem Jahr nationale Wahlen abhalten.